Tag 156 (8174 km; 5 Pannen; Dushanbe, Dushanbe, Tajikistan)

17 Juli 2024

Tajikistan, ein Land, welches bei uns wahrscheinlich ähnlich bekannt ist wie der Cousin eines Freundes der Freundin. So war auch das Einzige, was wir vor der Reiseplanung über das Land wussten, der ungefähre Ort auf der Landkarte (zumindest 50% von uns). Nun ja, jetzt sind wir hier, und zwar mittlerweile schon in der Hauptstadt Dushanbe. Drehen wir aber nochmal die Zeit zurück und beginnen am Ende des letzten Blogposts, 9 Tage und einige Kilometer zurück in Bukhara.

Nach ein paar regenerativen Tagen in unserem Guesthouse erreichen uns Noé, Charles und Jean. Außerdem auch Elias aus Deutschland, den wir auch schon in Maschhad getroffen haben. Wir tauschen uns über die bizarren Erlebnisse in Turkmenistan aus und sind uns alle über die surreale Diktatur einig: einmal und nie wieder!
Wir wechseln zu einem warmshower-host und verbringen dort nochmals eine Nacht in der Stadt. Elias hat eine unangenehme Nacht und morgens muss sich auch Noé übergeben. Durchfall plagt fast alle. Dass wir uns in Zentralasien auf Magenprobleme einstellen müssen, war uns bewusst, dass es aber alle so schnell erwischt, war doch ein wenig überraschend. Wir ruhen uns noch einige Stunden aus und verlassen die Stadt dann in der Mittagshitze. Die Route bis nach Samarkand scheint, außer 40 Grad im Schatten, nicht viel zu bieten. Da es David nach 30 Kilometern auch nicht mehr besonders gut geht, entscheiden wir uns, den Zug nach Samarkand zu nehmen.

In einer der wohl bekanntesten Städte der Seidenstraße ist es wieder ganz anders. Es wirkt zum ersten Mal seit Ewigkeiten ziemlich europäisch und wir sehen unzählig viele andere Touristen. Wir bleiben zwei Nächte und müssen die Abfahrt auf den späten Nachmittag verschieben, da wir am Abend zuvor die Bar mit dem guten Bier ein wenig zu genau inspiziert hatten.
Wir sitzen endlich wieder auf dem Fahrrad, das monotone Treten und der Wind fühlen sich vertraut und gut an. Nach 45 km schlagen wir unsere Zelte kurz vor der Grenze nach Tajikistan auf. Am Horizont sind bereits die Berge zu sehen, ihre Anziehung ist groß, sie versprechen uns kühlere Temperaturen.
Wir passieren die Grenze ohne Probleme und radeln in die erste Stadt. Neues Land bedeutet wie immer Geld besorgen (tajikischer SOM) und Sim-Karte finden. Unerwarteterweise gestaltet sich das so schwierig wie noch nie. Wir verbringen gute fünf Stunden in der Stadt, versuchen vergeblich Geld abzuheben und im Sim-Karten Shop dauert jede Bewegung minutenlang. Wie wir noch erfahren sollten, gibt es in ganz Tajikistan genau eine handvoll Bankomaten, bei dem man mit einer Mastercard Geld abheben kann. Gut haben wir noch ein paar Dollar. Alles geschafft also!
Wir fahren weiter in die Berge hinein und finden abends einen netten Dorfbewohner, der uns zu sich einlädt. Die Menschen sind, ähnlich wie im Iran, extrem gastfreundlich. Sie sprechen übrigens auch eine Version des Persischen und nicht eine Turksprache, wie in den anderen Stan-Ländern.
Kinder sind sehr neugierig, wirklich seeehr neugierig. Sie rufen uns von überall und in unüberhörbarer Lautstärke „Heeeelloooo!“ und rennen uns nach. Notfalls auch ohne Kleidung.

Wir schlängeln uns langsam zwischen den Riesen aus Fels und Stein bis auf über 2700m hoch. Dort stehen wir vor einem Tunneleingang, welcher den liebenswerten Spitznamen „Tunnel of Death“ hat. Durchfahren mit dem Fahrrad ist nicht nur lebensmüde, sondern mittlerweile auch verboten. Wir halten einen der vielen Kohle-Trucks an und fahren mit ihm durch den Tunnel. Es gibt kaum Licht und die Luft ist so schlecht, dass uns die Durchfahrt mit dem Fahrrad wahrscheinlich 3 Jahre altern gelassen hätte.
Auf der anderen Seite laden wir die Fahrräder vom Truck und machen uns bereit für die Abfahrt. Schneebedeckte Gipfel umgeben uns, eine kühle Brise weht uns ins Gesicht. Das Gefühl in den Bergen zu sein haben wir unbeschreiblich vermisst, David wahrscheinlich noch ein bisschen mehr. Wir fegen den Berg hinunter und innerhalb von Sekunden wechselt es von Regen mit 15 Grad zu Sonne mit 30 Grad. Wir können unsere Zelte in einer Baustelle aufschlagen und schlafen direkt an dem reissenden Bergfluss, der sich durch das Dorf schlängelt.
Am Mittag des nächsten Tages stehen wir dann in Dushanbe, der Hauptstadt des uns so fremden Landes. Im Gegensatz zum Rest des Staates, welcher sehr arm ist, scheint Dushanbe ziemlich modern, zumindest das Zentrum.
Wir quartieren uns im bekanntesten Hostel der Stadt ein und treffen viele Reisende, die Meisten davon bereiten sich hier, wie wir, auf den Pamir Highway vor. Die benötigten Permits werden besorgt und wir versuchen noch, unsere Räder zu reparieren. Dann geht es auf zu den großen Bergen, den ganz großen. Das Wort „Highway“ ist jedoch ein wenig irreführend, er ist zwar 1200km lang, besteht jedoch auch oft nur aus einer Schotterpiste. Doch es geht hoch hinaus, mit dem Fahrrad auf über 4500 Meter. Und wer weiß, vielleicht liegt ja noch ein schöner 5000m Gipfel auf dem Weg.

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