30. Juli 2024
Duschanbe verliessen wir am späten Nachmittag, radelten einige Kilometer aus der Stadt heraus und stellten das Zelt zwischen Feldern und Gärten auf. Das Wildcampen ist hier überhaupt kein Problem, wenn die Besitzer des Grundstücks um Erlaubnis gefragt werden. David war müde, schlief lange. Am nächsten Tag kämpfte er sich langsam durch. Wir erreichten Obigarm, ein Örtchen mit verschiedenen Hot Springs. Bei einer hielten wir, stellten das Zelt auf und gingen etwas naiv zum Eingang. 5 Männer, 1 Frau. Gemischt sei nicht möglich, der Besitzer ist muslimisch. Wir diskutierten, beteuerten, dass David, Flavia’s Ehemann, damit einverstanden sei. Er blieb stur. Wir beide konnten gmeinsam in eine Hot Spring, wenn wir vorweisen können, dass wir verheiratet seien. Flavia holte zwei Ringe, welche sie immer als Schmuckstücke dabei hat, er erlaubte es uns.
Die heissen Bäder waren aber soooo heiss, dass wir alle nach etwa 15min wieder draussen waren, frisch geduscht und erneut schwitzend. Nun trafen auch Rémi und Matteo auf uns, zwei Radreisende aus Frankreich, woher auch sonst?! Die beiden werden uns bis ins Bartang-Valley begleiten. David bekam in dieser Nacht Fieber. Das Weiterfahren auf dem Velo am nächsten Tag war unmöglich, denn die folgenden Etappen waren begleitet von viel Stiegung. Gegen Mittag stellten wir uns an die Strasse und versuchten ein Fahrzeug anzuhalten, welches uns und unsere Fahrräder mitnehmen konnte. Wir fanden auf einer Laderampe Platz. 45km weiter in einem Dorf suchten wir den Campingspot auf, David versuchte sich so gut wie möglich auszuruhen. Die anderen trafen nacheinander ein und wir verbrachten einen gemütlichen Abend mit einer herrlichen Rundumsicht auf schöne Berglandschaft. Am nächsten Tag stand ebenfalls Hitchhiken auf dem Programm. Um auf Kurs zu bleiben, radelten wir wenige Kilometer bis zu einer Abzweigung. Leider fuhren nur wenige Fahrzeuge und meist nur Autos, welche bereits komplett überfüllt waren, diese Passstrasse hoch. Nach vier Stunden warten, gaben wir auf und wollten einige Kilometer bis zu einem Spot mit Wasser fahren. Dann kam ein leerer Opel, lud unsere Fahrräder ein und chauffierte uns in sein Dorf, welches 20km entfernt war. Wir waren dankbar, stellten danach unser Zelt am nächst besten Platz auf und schliefen. Der nächste Tag sah etwa gleich aus… Wenige Fahrzeuge, und dennoch fanden wir einen Pickup als Mitfahrgelegenheit ins nächst grössere Örtchen. Wir stockten unsere Essensreserven auf, assen Zmittag und warteten. Ein freundlicher Englischlehrer hielt und fragte uns, ob er helfen könne. Er könne uns ins nächste Dorf bringen, wie viel wir denn bezahlen würden. So einfach war es nicht immer, einige Menschen sehen die viele Pamir-Touristen als eine willkommene Einnahmequelle. Mit etwas Geld schafften wir es bis zum Abend auf die Passhöhe. Müde vom Tag wurden wir von einer herrlichen Aussicht belohnt. Matteo campte ebenfalls dort, die anderen waren bereits im Dorf unten angekommen. Am nächsten Tag trafen wir alle wieder aufeinander. Einige waren krank, andere hatten Durchfall, die Tagesetappe wurde eine kurze. Auf der anderen Flussseite befand sich Afghanistan. Manchmal wünschte man sich auf die andere Flussseite. Die Dörfchen erschienen paradiesisch, pflanzenreich, bewirtschaftet, während wir aufgrund überholenden LKW’s Mundmasken oder Halstücher überzogen, um nicht zu viel Staub zu fressen. Die Fahrräder litten, die Schrauben der Gepäckstaschen gingen verloren (zum Glück haben wir genügen Ersatz dabei). Das Radfahren machte wenig Freude, wir wurden aber jeweils mit schönen Bergen belohnt. Nach Rushon bogen wir zu 8. dann endlich ins Bartang-Valley ein. Wir genossen die Ruhe, kaum Verkehr, die kleinen Dörfchen, die schöne Landschaft, es war ein Traum! Leider waren die Einkaufsmöglichkeiten mager. Es gibt immer wieder kleine Shops mit den nötigsten Produkten, wie Reis, Nudeln, Kecksen und Softgetränken. Früchte und Gemüse sowie Brot sind schwierig zu finden, weil die Bewohner dieses Tals Selbstversorger sind. Alle besitzen Land mit Garten und Tieren und backen ihr eigenes Brot. Wir fragten einmal nach Brot, dachten, der Junge führe uns zu einem Shop. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein Homestay handelte, welche hier verbreitet sind und eine gute Übernachtunsalternative bieten. Der nette Herr schenkte uns etwas Brot. Eine Übernachtung verbrachten wir in einem riesigen und wunderschönen Garten einer netten Familie. Umgeben von unzähligen Aprikosenbäumen befanden wir uns im Schlaraffenland! Wir assen so viele Aprikosen, wie unsere Verdauung zuliess. Die Tage sind heiss, auf den Gipfeln um uns liegt Schnee, die Strassenverhältnisse sind unterschiedlich. Asphaltiert ist hier schon lange nichts mehr, teilweise müssen wir das Fahrrad durch überflutete Strassen schieben, einige Flüsse durchgehen. Wir kommen langsam voran. Das Wasser trinken wir von kleinen Bächen (natürlich abgefiltert). Täglich werden mehrere Platten geflickt und ob man es glaubt oder nicht, gestern hatte Flavia tatsächlich ihren allerersten Platten! Aber da David bereits geübt ist, war dieser im Nu repariert.
Gestern bewältigten wir eine strenge Steigung, freuten uns anschliessend, in einem Homestay auszuruhen, gut zu speisen und viel zu lachen. Wir werden von dieser Familie so richtig verwöhnt! Dies können wir für die bevorstehenden Tagesetappen mit vielen Höhenmeter gebrauchen, denn es geht auf über 4000hm hinaus. In 30km befindet sich der letzte Laden für die nächsten 250km… Morgen werden die Taschen bis zum Rand mit Reis, Nudeln, Griess gefüllt. Wir fahren durch einen Nationalpark, wenigstens sollte das Wasser kein Problem darstellen.🤞 Hoffen wir, dass alles gut kommt. In der Gruppe ist es aber viel einfacher und entspannter. Von der Netzwerkverbindung erhoffen wir uns nicht all zu viel. Wir hören uns wieder in Kirgisistan! 😉