6. September 2024
10 000 Kilometer. Das sind wohl schon einige Kilometer. Wobei im Flieger sind das nur 14 Stunden, mit David‘s Yaris ca. 3 Monate. Doch mit dem Fahrrad sind es nun schon fast 7 Monate und 20 Länder, die wir durchquert haben. Wir freuen uns natürlich sehr, diese Marke erreicht zu haben, auch wenn wir jetzt nicht in Euphorie ausgebrochen sind, als der Tacho von 9999 auf 10 000 gewechselt ist. Doch das war erst in Vietnam, gehen wir nochmals zurück nach China.
CHINA – eine Liebeserklärung. Tja, wir hätten es tatsächlich nicht so erwartet, aber wir lieben China. Sei es das Essen, die Menschen, die ruhigen und sauberen Städte, das „Anders-Sein“ oder die perfekten Straßen und die schöne Natur, das Land hat uns vom Hocker gehauen. Natürlich haben wir in den 15 Tagen nur ein Bruchteil von dem gesehen, was mehr als doppelt so groß ist wie die Gesamtfläche der EU, aber wir sind uns noch bei keinem Land der Reise so sicher gewesen: wir kommen wieder.
Nachdem wir den zweiten Zug überlebt hatten, verbrachten wir noch zwei Tage in Kunming, der Hauptstadt der Provinz Yunnan. Die Stadt des ewigen Frühlings liegt auf gut 2000 m.ü.M. und überzeugt deshalb mit einem sehr angenehmen Klima. Trotz der 6,5 Millionen Einwohner wirkt die Stadt sehr sauber und ruhig. Das vor allem auch durch den hohen Prozentsatz an E-Mobilität. Überall kann man ganz einfach, mithilfe eines QR-Codes, E-Roller ausleihen und durch die Stadt cruisen. Damit hat David eine neue Lieblingsbeschäftigung gefunden, es fühlt sich an wie Mariokart, nur eben sehr real. Leider aber ohne Bananenschalen.
Nachdem unsere Fahrräder fast zeitgleich mit uns in Kunming ankamen, war der Plan klar. Wir mussten innerhalb von 4,5 Tagen 440 Kilometer und 4500 Höhenmeter zur vietnamesischen Grenze radeln, um das Visa nicht zu überziehen. Die Route führte uns vorbei an endlosen Maisfeldern und schönen Seen mit !Radwegen!, begleitet von gutem und günstigem Essen. Eine Mahlzeit kostete uns meistens nicht mehr als 2-3€ und wurde oftmals frisch vor unseren Augen zubereitet. Am vierten Tag ging es von der Hochebene hinunter, von 1500m auf ca. 100m. Mit jedem Meter runter wurde es gefühlt 1 Grad wärmer und die Luftfeuchtigkeit stieg ins Unermessliche. Es fühlte sich so an, als würde man auf der Insel Mainau ins Tropenhaus (falls es dort eines gibt) gehen und dann den Ausgang nicht mehr finden. Da zelten bei diesen Temperaturen eine Qual ist, entschieden wir uns noch am selben Abend über die Grenze zu fahren und eine Unterkunft zu suchen.
Der Grenzübergang verlief ohne Probleme, das Visa für Vietnam hatten wir schon in Kashgar online angesucht und in Kunming noch ausgedruckt.
Ein Zimmer mit Klimaanlage war die reinste Wohltat, und nach vier langen Tagen auf dem Rad blieben wir noch eine zweite Nacht in der Grenzstadt Lào Cai. Sim-Karte und Geld organisiert und schon ging es weiter in Richtung Hanoi. Wir dachten, dass die Höhenmeter nun weniger werden sollten, was sich schnell als falsch herausstellen sollte. Wir wählten eine Route abseits der Hauptverbindungsstraßen, um noch an einem See vorbeizukommen, der schön aussah. Die kleinen Straßen waren wunderschön, immerzu zwischen den Reisfeldern und grünen Hügel hindurch. Die Steigungen waren jedoch fast unmenschlich, jede Steigung kostet den Körper literweise Schweiß und es war unmöglich, genügend zu trinken. Es war sehr ermüdend, aber auch sehr schön. In der Nähe des Sees gab es viele Homestays, bei welchen wir uns einquartieren konnten. Dort bekamen wir ausgesprochen leckeres Essen und die traditionellen Häuser waren malerisch. Alles aus Holz auf Stelzen gebaut, mit Strohdach und einem meist märchenhaften Garten, echt paradiesisch. Man erklärte uns, dass die Region rund um den See kein Touristenmagnet ist, was wir überhaupt nicht verstehen.
Ein paar Tage später erreichen wir Hanoi und freuen uns sehr, schnell in die Unterkunft zu kommen. Der Verkehr ist die reinste Hölle! Vietnam ist super und die Vietnamesen sehr herzlich und freundlich, aber der Verkehr und das Fahrverhalten treibt uns an machen Tagen in den Wahnsinn. In Hanoi ist zwar nicht Tourismus-Hauptsaison, aber nach 30 Minuten in der Stadt haben wir, ohne zu übertreiben, mehr Touristen gesehen als in den 6 Monaten zuvor zusammengerechnet. Das ist auch wieder mal schön.
Wir werden die nächsten Tage in der Stadt verbringen und die eine oder andere Ecke erkunden. Danach geht es zuerst an die Pazifikküste und dann auf schnellstem Weg in Richtung Bangkok. Dort bekommen wir Besuch von Flavia‘s Freunden.
Wir entschuldigen uns noch für den immer größeren Abstand der Blogposts, die Zeit auf der Reise scheint immer schneller zu vergehen. Wir versuchen wieder einen besseren Rhythmus hinzubekommen!