Tag 36 (2202km; 0 Pannen; Thessaloniki, Zentralmakedonien, Griechenland)

Es scheint, als beginnt die Zeit langsam schneller zu vergehen. Seit dem letzten Blogpost ist schon eine Woche vergangen, kaum zu glauben aus unserer Sicht. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass man schon so etwas wie einen Reisealltag entwickelt hat?

Von Tirana aus ging es erholt und frisch geduscht weiter in Richtung Elbasan, der viertgrößten Stadt in Albanien. Als Industriestadt und ohne uns bekannten Highlights (fälschlicherweise natürlich) planten wir dort keinen Halt und wollten direkt weiterfahren. Nachdem wir jedoch nach einer schönen Etappe dort ankamen, war im Zentrum ein Festival vorzufinden. Alles war sehr schön rausgeputzt und überall gab es Bier. Das überzeugte uns auf den ersten Blick und wir suchten uns eine Bleibe für die Nacht. 15 Minuten später standen wir vor dem Backpacker‘s Hostel Elbasan, wo wir für 7€ pro Person für eine Nacht + genialem Frühstück (gleich noch mehr dazu) eine geniale Unterkunft gefunden hatten.
Dort anzutreffen waren zum ersten Mal auf unserer Reise auch andere Fahrradreisende! Den Abend verbrachten wir mit Juho, ein 20-jähriger Finne der von Lissabon nach Athen fuhr. Mit: „Why should I do less than 100km a day? It gets fucking boring“, beschrieb er uns seine Reisegeschwindigkeit wohl am besten.
Nach einer kühlen Nacht gab es für uns den absolut schönsten Morgen bisher. Warum? Die Sonne schien, Fatima bekochte uns zum Frühstück mit Eier, es war angenehm warm und wir waren in bester Gesellschaft! Philippe aus Frankreich, gerade die wohlverdiente Pension angetreten, war mit seinem Velo unterwegs nach Indien. Seine Reisegeschwindigkeit war das absolute Gegenteil von Juho, er startete im November in Frankreich und fuhr immer nur so viel wie er gerade wollte. Mit ihm über die Reise zu sprechen und in einer Gruppe zu frühstücken war eine willkommene Abwechslung zur Zweisamkeit (auch wenn diese sonst sehr schön ist!).

Nach ausgiebigem Frühstück ging es dann um 11:00 Uhr weiter in Richtung Ohridsee, nun mit einer neuen Route, welche uns von Fatima‘s Sohn empfohlen wurde. Nach einem kleineren Pass (trotzdem über 1000hm), auf dem wir ein sehr einschüchterndes Erlebnis mit Streunern hatten, erreichten wir den See. Vom Problem mit den Streunern am Balkan, die gerne Fahrradfahrern nachrennen, wussten wir. Das kann schnell mal gefährlich werden. Für uns funktionierte die Taktik stehenbleiben und dem Hund (oder dem ganzen Rudel) zu zeigen wer der Boss ist bisher gut. Juho und Philippe hatten jedoch beide noch ihre eigenen Waffen für den Notfall, eine solche sollten wir uns vielleicht auch noch zulegen.

Am Ohridsee zelteten wir auf einem Campingplatz. Wir waren die einzigen Gäste. 5€ für eine heiße Dusche, Wlan, Strom und einen super Zeltplatz. Da kam auch die Frage auf wie sinnvoll es ist, in Gegenden an denen es Infrastruktur wie Campingplätze gibt, zwanghaft nach einem Platz zum Wildcampen zu suchen? Es scheint uns doch das Minimum an dem zu sein, was wir da lassen können.

Am nächsten Tag traversierten wir zum Prespasee, über die Grenze zu Nordmazedonien, durch einen Nationalpark und über einen Pass auf 1600m. Von dort ging es weiter nach Bitola, von aus wir noch versuchen wollten, eine Skitour in den Baba-Mountains zu machen. Wir hatten bereits zwei Wochen zuvor einem Bergführer aus Bitola geschrieben. Da aber leider niemand Skischuhe in der richtigen Größe für uns hatte und die Schneeverhältnisse eher schlecht als recht waren, ging es nach einer Stadtbesichtigung (wo wir zu einem Mittagssnack eingeladen wurden) und einem genüsslichen Bier in der Sonne weiter nach Griechenland. Bei einem Militärstützpunkt fragten wir, ob wir das Zelt daneben aufstellen dürften (vielleicht eine blöde Idee?). Die jungen Burschen erlaubten es uns, sagten aber, wir sollen um 07:00 Uhr in der Früh schon weg sein, da dann ein Vorgesetzter käme, der das sicher nicht für gut heißen würde. So ging es also ganz früh weiter nach Edessa. Leider wieder einmal im Regen. Deshalb stoppten wir nach 20km in einem Dorf mit wahrscheinlich 100 Einwohnern und setzten uns ins Dorfcafe. Alles war voll mit alten Herren und es hatte, dank des Kachelofens, ca. 35 Grad. Jeder trank genüsslich seinen Kaffee oder seinen Ouzo und rauchte seine Zigarette, geredet wurde nur wenig. Wie so oft dauert es nur kurz bis ein Mann kam, der Deutsch sprechen konnte, weil er für ein paar Jahre für die Arbeit in Deutschland war. Nach zwei angenehmen Stunden stoppte der Regen und es ging weiter (mit einer Selbstverständlichkeit wurden wir von einem Dorfbewohner zum Kaffee eingeladen).
Nach einer gemütlichen Nacht (bis auf schreiende Gänse) in der Nähe der Stadt Edessa ging es dann nach Thessaloniki, wo wir uns für zwei Nächte bei Hannes von warmshowers einquartieren durften. Gestern war der erste richtig frühlingshafte Tag (fahren im Tshirt und Shorts; Butter schmilzt – SOS?!). Hier werden wir noch entscheiden, wie die weitere Route nach Istanbul verlaufen wird.

Bei Tipps zur Butteraufbewahrung bei wärmeren Temperaturen gerne bei uns melden!

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