Tag 104 (5607km; 4 Pannen; Täbris, Ost-Aserbaidschan, Iran)

Seit dem letzten Blogpost sind wieder einige Tage vergangen, viel Niederschlag gefallen, unzählige Höhenmeter gefahren und eine neue Landesgrenze überquert worden. Doch so gesellig und abwechslungsreich wie die letzten Tage, hatten wir kaum welche erlebt.

In Jerewan nahmen wir uns erneut ein Guest House, diese haben uns in Armenien eine sehr gute Alternative zu den AirBnBs geboten. Das Wetter war wechselhaft, innert kurzer Zeit herrschte nach dem warmen Sonnenschein ein heftiges Gewitter. Mental bereiteten wir uns auf die bevorstehenden 380km zur Iranischen Grenze vor, denn diese waren begleitet von über 7000hm. Wir verliessen Jerewan am Freitagmittag (nach mühsamen Geldwechselversuchen und letztendlich einigermassen erfolgreich). Wir hatten warmes Wetter, die Etappe gefiel uns, die Menschen waren herzlich, die Aussicht ganz oben auf dem Gipfel unglaublich. So auch der Sonnenuntergang am Abend! Dann stürmte es uns beinahe das Zelt weg, dann war plötzlich windstill.
Die Landschaft wurde von Tag zu Tag immer schöner. Armenien ist in etwa so: Wenn du denkst, du hast den schönsten Teil des Landes schon gesehen, ist es 50km weiter noch schöner!

Kurze Werbepause: Armenien können wir euch als Reisedestination von Herzen nahe legen. Es bietet atemberaubende Landschaften, herzliche Menschen, leckeres Essen. Was möchte man noch mehr?

Am nächsten Tag stoppten wir früher als erwartet. Eine armenische Familie, welche einen Kepabstand inkl. Grundstück am Strassenrand bewirtete, lud uns zum Kaffee ein. Wir durften anschliessend das Zelt neben dem Bächlein aufstellen und die saubere Toilette benutzen. Am Morgen erfolgte die grosse Überraschung. Plötzlich standen zwei Fahrradreisende auf dem Vorplatz, ein französisches Pärchen. Wir unterhielten uns, hatten in nächster Zeit dieselbe Route vor uns, tauschten die Nummern aus und verabschiedeten uns wieder: Wir warteten auf die Familie, um einen Kaffee zu trinken, Pierre und Tiphaine fuhren weiter. Dann hatten wir wieder viele Höhenmeter vor uns. Nach dem Aufstieg kam plötzlicher Regen, dann auch noch Hagel (was sich auf den Regenhosen nicht schmerzfrei anfühlt). Und dann trafen wir wieder auf die beiden Fahrradreisenden aus Frankreich. Wir entschieden uns, morgen gemeinsam weiterzufahren, weil wir für die Nacht unterschiedliche Pläne hatten. Es regnete, war kalt und wir fanden einen Zeltplatz direkt neben einer heissen Schwefelquelle! Was eine Wohltat… Und unser Zelt wie immer, wasserdicht!

Die nächsten Tage wurden noch härter, die Höhenmeter enorm, das Wetter wechselhaft, kühl, nass… Doch wir fuhren zu 4., was die ganze Angelegenheit unglaublich erleichterte. Das gemeinsame Radeln mit Pierre und Tiphaine stellte sich als einfach heraus, wenn man berücksichtigt, dass jedes Pärchen seinen eigenen Rhythmus und ihre Angewohnheiten hat. Doch wir hatten das gleiches Tempo, gleich viele Essensstopps, …
Die Motivation beim Aufstieg war bedeutend höher, gerade bei Niederschlag, die Gespräche spannend und lustig.
Wir fuhren gemeinsam in die letzte Stadt Armeniens, Meghri. Dort trafen wir auf 5 andere Veloreisende. Wir verbrachten die Nacht am selben Ort, hatten einen lustigen Abend mit (noch) alkoholhaltigem Bier und passierten am nächsten Morgen die Grenze in den Iran zu 9. Jaja, wir fühlten uns wie Kinder, die mit der Nachbarschaftsgang durch das Dorf cruisen. Der Grenzübergang verlief schnell und problemlos.
Kopftuch montiert, trennten sich unsere Wege nach der Grenze. Die anderen fuhren direkt nach Tabriz, wir fuhren zuerst nach Khoy, um unseren iranischen Kontakt Erfan zu treffen. Landschaftlich war es sehr schön, wir hatten viel Rückenwind und kamen somit bis nach Jolfa. Während der Mittagspause hielt ein Militärfahrzeug und kontrollierte unsere Pässe. Dies verlief problemlos, denn letztendlich wurde herumgewitzelt. In Jolfa angekommen, hielten wir beim ersten Park, um dort zu Übernachten. Das Wildcampen und v.a. in den Parks zu übernachten ist erlaubt und wird auch von den Einheimischen oft selbst gemacht. Wir kamen nicht weit, wurden wir schon mit einem Fleischspiess beschenkt, dazu Cola und Tee. Es folgten noch weitere Fleischspiesse sowie lustige und nette Gespräche mit der Iranischen Familie. Sie begleiteten uns etwas später zu einem anderen Park, der noch schöner sei. Unterwegs hielt ein Auto, und eine Familie hiess uns im Iran willkommen und beschenkte uns mit Früchten. Als wir unser Zelt im wohl schönsten und saubersten Park weltweit aufgeschlagen hatten, kam ein Familienvater, wollte ein Foto mit uns machen und hinterliess uns anschliessend noch eine leckere Wassermelone. Mit zu vollem Bauch verbrachten wir die erste Nacht im Iran mit sehr vielen positiven Eindrücken.
Am nächsten Tag erreichten wir Khoy, wo wir auf Erfan trafen. Wir verbrachten zwei Nächte bei ihm und genossen die schöne und lustige Zeit mit ihm unglaublich. Er half uns beim Organisieren der SIM-Karte, VPN, Geldwechsel, Kleider- & Schleierkauf für Flavia, zeigte uns den Bazar, spannende Gegenden der Stadt, bewies uns, dass man auch im Iran gute Pizza essen kann und und und.
Wir entschieden uns von Khoy den Bus nach Täbris zu nehmen, um wieder auf die anderen Radreisenden zu treffen. Somit verbrachten wir auch noch eine schöne und lustige Zeit in Täbris, schlenderten durch den Bazar, assen viel gutes Essen, viel gutes Brot und hatten viele herzliche und nette Begegnungen mit Einheimischen.
Ab Morgen geht es wieder aufs Velo, in Begleitung von Tiphaine und Pierre. Kurz vor Teheran werden sich unsere Wege aber trennen. Wir wollen dann nach Isfahan abbiegen, werden jedoch sehen, wo es uns hinziehen wird…

2 thoughts on “Tag 104 (5607km; 4 Pannen; Täbris, Ost-Aserbaidschan, Iran)”

  1. Ihr seid ja schon mächtig weit gekommen. Respekt. Genießt die tolle Zeit im Iran! Gutes Wetter und immer Rückenwind.
    Liebe Grüße wieder vom Bodensee
    Franziska und Horst

    1. Flavia & David

      Hallo Franziska und Horst!

      Schön von euch zu hören! Danke, das machen wir! 😊

      Liebe Grüße zurück an den Bodensee
      Flavia & David

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