Tag 63 (3729km; 2 Pannen; Samsun, Samsun, Türkei)

Zuerst muss gesagt werden, dass die Türkei täglich für reichlich Überraschungen sorgt!
Etwas naiv entfernten wir uns von Istanbul, in der Hoffnung, endlich wieder einmal unser Zelt in Ruhe und Natur aufzustellen und das Gegenteil des Stadtlebens zu geniessen (ha ha ha). So einfach war das nicht!
Für die erste Nacht entschieden wir uns für einen gepflegten Park gleich am Meer. Wir fragten ein Paar, ob das Übernachten hier erlaubt sei. Natürlich, dennoch schliefen wir letztendlich bei ihnen, bekamen ein leckeres Ramadan-Nachtessen und dann auch noch ein fettes Frühstück (inkl. Pommes Frites). Weiter ging die Reise und wir entschieden uns für die nächste Nacht (mit dem Ziel, dieses Mal wirklich zu Campen) bei einem Tennisclub anzufragen. Sie erlaubten uns, auf der Wiese zu zelten. Bevor wir aber mit dem Aufbau starten konnten, kamen bereits der Inhaber und der Headcoach und boten uns die Ausziehcouch im Clubhaus an (inkl. sauberen Toiletten!). Dieses nette Angebot konnten wir kaum ausschlagen. Als wäre das nicht genug, bekamen wir die besten Kir Pidesi zum Nachtessen, wurden zu einem Tournier zum Çay eingeladen und verbrachten mit ihnen einen gemütlichen Abend. Und dann bekamen wir auch noch Frühstück! Dankend und mit tollen Erinnerungen an dieses Erlebnis radelten wir weiter Richtung Bolu.
Ob man es glaubt oder nicht, stellten wir unser Zelt für die nächste Nacht tatsächlich auf, kochten uns wieder einmal Pasta. Ganz einsam waren wir nicht, denn plötzlich kamen zwei Jungs vorbei und übergaben uns ganz nervös ein Tablette mit Reisgericht, Chickenwraps und Eiern (was wir auch noch verdrückten, weil es so unglaublich lecker war).
Die folgenden Tage fuhren wir durch ländliche Regionen, schöne Natur, Ruhe, sogar Einsamkeit und übernachteten an unglaublich schönen Campspots. Dies begleitet von vielen Höhenmetern, Hügel hoch, Hügel runter, Pass hoch, Pass runter…

In der Türkei bekommen wir täglich Essen, Trinken oder sonstige Dienstleistungen angeboten. Damit wir auch etwas vorwärtskommen, können wir nicht alle annehmen (und hungrig sind auch wir nicht immer, auch wenn die Leute diesen Eindruck haben).
Aus Platzgründen kann ich hier nur wenige Beispiele auflisten.

  • Die wahrscheinlich kleinste aber sehr nette Geste: Wir verbrachten die Mittagspause an einer Tanke. Ein Mann brachte uns Tisch und Stühle und kaufte uns zwei Flaschen Wasser, weil wir dies während dem Radeln in der Sonne benötigen!
  • Nach einer andere Lunchpause fuhren wir einen Hügel hoch. Oben angekommen, treffen wir auf eine Familie, welche am Strassenrand picknickt. Sie winkten uns gleich zu sich, gaben uns Çay und ihre leckeren Gerichte (auch wenn wir nicht mehr hungrig waren).
  • Wir radelten heiter der Hauptstrasse entlang. Ein Auto wartete auf uns und lud uns zu sich nach Hause ein. Wir folgten ihnen zu ihrer Familienfeier. Während den Bayram-Feiertagen gab es viele Familienfeiern, doch hierbei handelte es sich gleich um eine Hochzeit! Wir bekamen leckeres Essen, es wurde getanzt, geschossen (!) und viel gelacht. Es war ein tolles Erlebnis, auch wenn für uns die totale Reizüberflutung.
    Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Auf der Suche nach einem sicheren Schlafplatz in einer Stadt fragen wir eine Person und plötzlich befinden wir uns in einer Gruppe von zehn helfenden Menschen!

Und dann kam der Tag, an dem wir uns dem Şahinkaya Kanyonu näherten, das grosse Ziel von David seit Instanbul.
Unsere Erwartungen waren wohl zu gross, unsere Vorstellungen zu utopisch… Für dieses Erlebnis bewältigten wir unglaublich viele Höhenmeter mit viel Schweiss in einer Umgebung, welche uns sehr ländlich-konservativ erschien. Unten angekommen erhofften wir uns idyllische Natur und einen schönen Campspot. Unten angekommen erwartete uns der komplett überrannte Lokaltourismus, Lärm, Boote mit Musik, volle Picknickbänke und und und… Nervenaufreibende Enttäuschung.
Wir setzten uns auf unsere Campingstühle, begannen unser bescheidenes Konfi-/Nutellabrot zu essen und dann wurden wir ringsum mit frisch grilliertem Essen und Getränken versorgt, was die Stimmung etwas aufbesserte.
Wir entschieden uns für eine andere Route, um die bereits durchfahrene Gegend nicht nochmals zu passieren. Wir nahmen die Fähre auf die andere Seite, um dort unser Glück (mit unglaublich vielen Höhenmetern) zu versuchen. Ein Mann lud kuzerhand unsere Fahrräder ins Auto ein und fuhr uns eine Stunde durchs Niergendwo, hoch und runter, bis zur Hauptstrasse. Mit dem Velo wohl eine Tagesetappe. Dann folgte eine Abendfahrsession in Kälte und Dunkelheit. (Angeblich, wie es David sagen würde, “verschreien” wir Begebenheiten. Kaum loben wir den Rückenwind, erfolgt ziemlich bald eine Richtungsänderung und die andere drei Seiten mögen wir nicht sonderlich. Flavia entdeckt die dicken Handschuhe und witzelt, dass wir diese schon lange nicht mehr gebraucht haben. Wir lachen darüber und was tragen wir am selben Abend nach mehreren Wochen Unterbruch? Die dicken Winterhandschuhe…)

An Tag 62 erreichen wir Samsun. Hier benötigen wir wieder einmal eine Pause, in einer Wohnung, mit Dusche & Waschmaschine. In der Türkei erleben wir ganz schön viel und vor allem immer etwas anderes, als wir planen.

2 thoughts on “Tag 63 (3729km; 2 Pannen; Samsun, Samsun, Türkei)”

  1. Sabine Kühne

    Hallo Schnüfi, hallo Flavia, wenigstens macht jetzt Flavia auch einmal ein “erledigtes Gesicht”, haben uns schon gedacht, das gibt es nicht, sie wird nie müde, lässt sich von gar nichts den Tag vermiesen, hat immer einen Smile, pure Freude. Wir bewundern euch sehr und verfolgen immer gespannt euren Weg und die tollen Bilder, Reise- und Erfahrungsberichte. Bei Burgen, Festungen usw sollte man unbedingt auch mal die Österreichische oder Schweizer Flagge hissen? Nur ganz kurz wenigstens, kennst das ja!? Schnüfi, du fehlst, aber wir gönnen euch von Herzen dieses Abenteuer. Gebt weiterhin gut Acht auf euch und postet fleißig weiter.

    1. David & Flavia

      Hallo Kühnes!

      Flavia richtet aus, dass es auch absolut nur der einzige Moment bisher war, ansonsten immer so wie von euch beschrieben (fast). 😉

      Wir probieren das mit den Flaggen auf jeden Fall mal, sollte es aber nicht so gut ankommen hoffen wir auf eure Rettung! 😂

      Ihr fehlt mir auch sehr… Danke und liebe Grüße nach Wolfurt! Machen wir!
      Schnüfi

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